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Warum strebt der absolute Großteil der Menschen in dieser Gesellschaft dann eine monogame Beziehung an.
Sie streben es an, weil es als gesellschaftlich akzeptiertes Ideal, als moralische Norm gilt. Und das seit gut 200 Jahren in unserer Gesellschaft.
Sie streben es an, weil es als "Standard-Art" der Beziehung (fast) alle öffentlichen Bereiche unseres Lebens durchzieht: Romane, Gedichte, darstellende Kunst, Filme, Musik, ... - überall wird das strikte 1:1-Modell zwischen Mann und Frau (!) als die Norm, das "Normale" hingestellt. Und wer will schon gern anders als "normal" sein.
Ist übrigens mit gleichgeschlechtlicher Liebe nicht viel anders, auch wenn sich da in den letzten 10-20 Jahre viel getan hat.
Wäre es nicht viel besser zu schauen, ob dieser absolute Großteil der Menschen in dieser Gesellschaft das angestrebte Ziel auch erreicht und damit glücklich ist?
Wenn man sich die Scheidungsraten ansieht, scheint es nicht so zu sein - dann wäre Monogamie bestenfalls als serielle Beziehungsform halbwegs erfolgreich. Und viele Ehen, die nicht mehr soooooo glücklich und zufrieden mit dem Partner sind wie angestrebt, lassen sich gar nicht scheiden, sondern leben einfach nur getrennt oder ergeben sich ihrem "Schicksal".
Viele andere heiraten inzwischen gar nicht mehr - einfach auch, um eine eventuelle Trennung einfacher vollziehen zu können (selbst wenn dieser Schritt gar nicht angestrebt wird, sie sind aber realistisch genug, ihn nicht auszuschließen
).
Natürlich wird es immer Paare geben, die über einen sehr langen Zeitraum (vielleicht sogar ein Leben lang) miteinander exclusiv glücklich sind. Dann aber auch eher, weil sie es so wollen und nicht, weil sie einander diese Exclusivität abverlangen. Hier ist ein wenig Lockerheit und Offenheit vermutlich hilfreicher als strenge und enge Regeln und Eifersucht (zumindest meine Erfahrung).
Und es wird Menschen geben, die in eher kürzeren Paarbeziehungen nacheinander immer wieder ihr Glück finden. Für die ist es wichtig, dass man ihnen ihre Trennungen von einem Partner, mit dem man nicht mehr so glücklich ist wie angestrebt, als Scheitern und Versagen vorhält. Nein, so eine Beziehung ist nicht gescheitert - jedenfalls nicht, wenn sie die überwiegende Zeit erfüllend und glücklich für beide war.
Ebenso wird es immer Menschen geben, die lieber in einem Geflecht von (mehr oder weniger gleichberechtigten Beziehungen) leben und damit sehr, sehr glücklich sind. Die einzelnen Beziehungen in so einem Geflecht können von kurzer Dauer sein oder auch ein Leben lang andauern - vorher weiß das niemand. Oder man geht auseinander, ohne sich wirklich emotional zu trennen - und irgend wann führen einen manchmal auch die Lebenswege wieder zusammen.
Das alles macht die Vielfalt der zwischenmenschlichen Beziehungen aus - und genau darin liegt ihre Schönheit,
die Schönheit der Liebe: Sie muss sich entfalten können, ohne aufgedrückte Restriktionen wie die strikt-exclusive Monogamie.
Und insofern war aus meiner Sicht das Konzept der Monogamie¹
als einzig moralisch anerkanntes Gestaltungsvorschrift für Lebens- und Liebespartnerschaften ein Irrläufer, der die Liebe beschränkt(e) und viele Menschen unglücklich macht(e).
DAS soilte überholt sein, aus den Köpfen der Menschen mit der Zeit verschwinden.
Die Monogamie als persönliches Lebenskonzept für einen unbestimmten Zeitraum (von wenigen Monaten bis - wenn es sich ergibt - lebenslang) und ohne den Zwang, es so machen zu müssen,wird es auch weiterhin geben. Und das ist auch gut so - jeder, wie er mit seinem/n Partner(n) glücklich wird
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¹ in ihrer streng-exclusiven Form und nicht als offene Partnerschaft zwischen zwei Menschen