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Treiben Lassen vs. kontrollierte "Fahrt"

Treiben Lassen vs. kontrollierte "Fahrt"
Ich hab da mal ne Frage,

Ich habe das jetzt schon öfter gelesen, dieses sich in Beziehungsfragen (oftmals polyamor) "treiben lassen".
Wie geht das mit dem "Treiben lassen"? Was macht euch so sicher, das ihr wieder zueinander findet? Reicht da wirklich die Liebe aus, oder ist da nicht doch mehr dahinter (z.Bsp. gemeinsame Zeit und gemeinsame Projekte) Habt ihr beim Treiben lassen noch den Partner im Blick? Oder bedeutet Treiben lassen auch die Möglichkeit den Partner (kurz oder lang oder für immer) aus den Augen zu verlieren?

Ich steh da eher auf "kontrollierte Fahrt". Egal was ist, der Partner ist immer die Zielkoordinate und der Blick ist fixiert auf ihn. Sich treiben lassen bedeutet (für mich) den Partner aus dem Blick zu verlieren und ihn wahrscheinlich auch nicht wieder zu finden.

Aber vielleicht verstehe ich dieses Treiben lassen auch nicht- oder es ist bei uns (!) schlichtweg nicht machbar.

Ich bitte um eine ausführliche Erklärung, ich muss es in meine Lebenswirklichkeit übersetzen können.
Das geht mir ganz ähnlich. Bin auf die Antworten gespannt!
*****s42 Mann
11.844 Beiträge
Da hat wohl jemand etwas gewaltig missverstanden? *zwinker*

In der Beziehung nicht daran arbeiten oder gar darum kämpfen zu wollen, dass man als Paar zusammenbleibt, hat nichts mit “treiben lassen“ zu tun, sondern nur damit, nichts erzwingen zu wollen.

Das schafft in unseren Augen die Freiheit, in der Liebe und Zuneigung immer wieder neu aufblühen können - wenn es denn beide wollen.

Aber eine Beziehung ohne gegenseitige Liebe und Zuneigung - wozu? Das macht doch nur Sinn, wenn ein Abhängigkeitsverhältnis besteht (zum Beispiel der Kinder gegenüber den Kindern). Aber selbst da - so zumindest meine Erfahrung - ist es einfacher, wenn man nicht um das Zusammenbleiben “kämpft“, sondern in Freiheit und selbstbestimmt seine Verantwortung wahrnimmt. *ja*
Ich fürchte ich hab das schon verstanden, nur das ist mit meinem Lebensumfeld nicht kompatibel. So einfach ist das dann eben doch nicht (immer).

"Seine Verantwortung wahrzunehmen" bedeutet auch, sie zu sehen. Aber was heißt es Verantwortung zu übernehmen?

Für was? Für wieviel?

Und was ist wenn man mehr Verantwortung hat als in anderen Beziehungen üblich und eben nicht so frei ist wie man das gerne hätte? (Bitte das einfach hinnehmen und nicht hinterfragen)
*****ala Paar
60 Beiträge
Ein interessantes und auch (für uns) ganz aktuelles Thema.
Wir sind gerade auf dem Weg unsere Beziehung in Richtung Polyamorie neu auszurichten.
Beide erst mal aus unterscheidlichen Sichtweise durch das Swingen dazu gekommen und in vielen Gesprächen jetzt erkannt wie wir uns in den letzten Jahren verändert haben und wo uns der Weg hinführen soll und will.
Die Öffnung der Beziehung auch für ein geordentes Maß an Gefühlen ist uns jetzt als Weg inzwischen klar.
Das heisst nicht das wir beide uns mit "Gewalt" neu verlieben wollen sonder das wir das "Best of both worlds" leben und geniessen wollen.

Aber was uns beiden klar ist, es darf NIEMALS an der Beziehung wackeln oder auch nur die Beziehung in Frage gestellt werden. Weder von uns noch von den anderen daran Beteiligten. Das wäre für uns ein NoGo das immer zum Abbruch einer jeweiligen Liaison führen muss. Auch wenn es dann in dem Moment uU jmd weh tut.
*****s42 Mann
11.844 Beiträge
Für meine(e) Partner habe ich keine oder nur eine sehr geringe Mitverantwortung - unter normalen Umständen (dass besonders Umstände das verschieben können, ist klar und dem wird dann auch die Gestaltung der Beziehungskonstellation angepasst werden *) ).

Für mich ist jeder erwachsene Mensch erst einmal selbst verantwortlich - und ich möchte auch selbst so behandelt werden. Das schließt für mich auch aus, dass ein Anderer meint, für mich oder mein Leben Verantwortung übernehmen zu wollen oder gar zu müssen.
_________

*) Wenn zum Beispiel ein Partner durch Krankheit, Unfall oder was auch immer nicht mehr in der Lage ist, alle Bereiche des Lebens allein meistern zu können, so verteilt sich die daraus resultierende Mitverantwortung ganz leicht auch auf mehrere Schultern in eine polyamoren Struktur. Das sehe ich als gewaltigen Vorteil *ja*

Bitte nicht Polyamory sehen als: “Da hat man noch was nebenbei, wie beim Fremdgehen - nur dass der Partner es weiß und nix dagegen hat.“ Das ist nur ein Missbrauch des Begriffs als Modeerscheinung (hoffentlich) - die Idee dahinter ist eine ganz andere.
******_49 Frau
82 Beiträge
Verantwortung....
..... kannst du doch nur soviel tragen, wie du es selbst möchtest oder? Sagst du Nein und delegierst das zurück an den Absender, ist es nicht mehr dein Problem. Du darfst auch Verantwortung ablehnen.
Das ist einer meiner Scheidungsgründe....
hummel
Ich glaube, es geht um Strukturen vs. (oder auch nicht vs.) "Gegebenheiten".

Gibt es bei allem Treiben Lassen noch Strukturen? Also feste Dinge, die den Zusammenhalt gewährleisten- und die für die Beziehung immanent sind? Was ist mit diesen Strukturen, wenn es sie dann gibt? Werden sie "gehütet" oder sind sie halt solange da wie sie da sind?
Eine Frau sagte mir: "Man muss immer wieder zusammenkommen." Das wäre so eine Struktur für mich. Z.Bsp.: Jeder ist bemüht mit dem anderen zusammen zu kommen.

Oder ist das bereits schon Kontrolle und Treiben lassen bedeutet: Ich schau was der Tag so bringt und versuche nichts zu steuern? Und dies steuern im Sinne von: Es ist wichtig das folgendes geschieht......
Lebt der, der sich treiben lässt ausschließlich im Jetzt, und denkt gar nicht an die Zukunft, gleich welchen Kurs er nimmt? Oder steuert auch er, wenn auch nicht so intensiv, sein Schifflein und übt Kontrolle über sein Leben aus? Kennt der, der sich Treiben lässt die Sorge um den Erhalt der Beziehung- oder fließt es an ihm einfach vorbei?

P.S.: Verantwortung trage ich soviel, wie es mir sinnvoll erscheint. Manchmal ist mein Wollen da, manchmal muss man sich halt in Hintern beißen. Dann ist es sinvoll verantwortung zu übernehmen, obwohl ich grad keine Lust habe dafür Verantwortung zu übernehmen.
Ich habe für mich gelernt viele Dinge unabhängig vom eigenen Wollen abzuhandeln. Dies ist sehr wichtig für mich. Nachteil ist- man ist ein Kontrollmensch- weil alles vom Verstand geregelt wird.
Schon daher ist das Treiben so fremd für mich- fühlt sich nach vollkommenen Kontrollverlust an. Daher muss ich es erst lernen- falls es sich als brauchbare Option herausstellt.
******XXL Mann
3.802 Beiträge
Gibt es bei allem Treiben Lassen noch Strukturen?

Jetzt habe ich erst deine Frage so richtig verstanden!

Mein erstes Verständnis war, dass man sich im Rahmen einer externen Freundschaft Plus treiben lässt und einfach passieren lässt, was da passieren will. Das scheint mir ok, aber für mich ist eine externe Freundschaft auch ein abgetrennter Raum, so dass das gar nichts "passieren kann".

Aber du verstehst es wohl mehr so, dass man sich im Leben generell treiben lässt. Mal ehrlich: Ich kann mir das für einen gesunden Erwachsenen nicht wirklich vorstellen.


Gruß
Stefan
******XXL:
aber für mich ist eine externe Freundschaft auch ein abgetrennter Raum,

Also so eine Art Sandbox beim PC, egal was da passiert- es tangiert dein restliches Leben nicht. Interessant.

Du musst diese Grenze aber immer aufrecht erhalten. Funktioniert das nicht, wird dein restliches Leben mit den Erfahrungen der Externen Freundschaft "infiziert". Egal ob das gut oder schlecht ist.

Und du hast noch einen zweiten Punkt. Wenn deine Zeit mit der externen Bekanntschaft vorrüber ist kehrst du in dein altes (!) Leben wieder zurück. Vielleicht mit neuen Eindrücken und neuen Ideen, aber du kehrst ins alte Leben wieder zurück.
Wichtig wäre ja hier, das du wieder ins Alte Leben zurück findest. Käme meine Partnerin in gewisser Weise "nicht mehr zurück", wäre das also ein Problem. Und genau das ist so eine Befürchtung. Was passiert wenn sich der Partner in den Erlebnissen der externen Freundschaft neigt zu verlieren- braucht es da nicht Strukturen die wie ein Anker wirken und den Anderen immer wieder den Weg nach Hause finden lassen?

Und so scheint ein Treiben zu/bei Anderen möglich zu sein- nach Hause zurück führt der Weg wohl an der kontrollierten Fahrt nicht vorbei.
******XXL Mann
3.802 Beiträge
****NUM:
Also so eine Art Sandbox beim PC, egal was da passiert- es tangiert dein restliches Leben nicht.

Das Bild ist gar nicht schlecht. Wobei mein Leben der Host für alle Sandboxes ist - um mal im Bild zu bleiben.

****NUM:
Du musst diese Grenze aber immer aufrecht erhalten.

Nein, die muss ich nicht aufrecht erhalten, weil sie einfach da ist. Ich könnte sie höchstens aktiv zerstören - aber das wäre m.E. dumm. Bestimmte Formen der Polyamorie wollen das wohl - ich nicht.

****NUM:
wird dein restliches Leben mit den Erfahrungen der Externen Freundschaft "infiziert"

Diese Infektion gibt es in der Praxis nicht - wenn ich mal davon absehe, dass ich gerne zum allseitigen Lustgewinn die eine oder andere erotische Praxis mit in eine andere erotische Beziehung nehme. Aber ich habe ja auch Erotik als Hobby und damit fällt das bei mir in die Ausübung meines Hobbys *floet*.

Ich glaube, das kommt daher, weil ich nicht vergleiche. Jede Sandbox ist mit allen anderen Sandboxes unvergleichbar und deswegen kann sich da auch nichts infizieren.

****NUM:
Was passiert wenn sich der Partner in den Erlebnissen der externen Freundschaft neigt zu verlieren- braucht es da nicht Strukturen die wie ein Anker wirken und den Anderen immer wieder den Weg nach Hause finden lassen?

Um im Bild zu bleiben: Meine Sandboxes konkurrieren nicht miteinander. Ich mag sie alle und gehe deswegen immer wieder in einzelne hinein. Das ist für mich der Anker, den du suchst.

Das einzige Problem, das sich ergeben könnte, ist, wenn meine Kapazität als Sandbox-Host zu Ende geht. Aber das scheint mir eher ein Luxusproblem zu sein *zwinker*. Jedenfalls für mich als Mann.


Gruß
Stefan
******XXL:
Nein, die muss ich nicht aufrecht erhalten, weil sie einfach da ist.

Den Vorteil habe ich nicht. Erfahrungen die ich mache werden automatisch in Mein Leben integriert. Und meine Ehe läuft nicht in der "Sandbox". Vielleicht aus sicherheitstechnischer Sicht unvorsichtig *ggg* .....
Aber bei mir ist es so, das alle Erfahrungen- auch emotional- Bestandteil des Lebens werden, und somit auch in die Beziehung hineintreten...
Was auch bei mir eine Standortproblematik mit sich bringt. Auch ich liefe dann, wenn ich es nicht kontrolliere Gefahr mich in solchen Situationen zu verlieren. Weswegen ich lieber zuviel kontrolliere als zuwenig. Ich hätte gern solche Sandboxen...... wie kann man sowas etablieren?
*****s42 Mann
11.844 Beiträge
Für das eigene Leben gibt es keine "Sandbox" - alles, was man macht oder unterlässt, hat immer unmittelbare Auswirkungen auf das eigene Leben.

Aber ist das schlimm? Man kann doch probieren und dann dabei bleiben oder eben verwerfen. Es gibt nur sehr wenige Dinge, die man nicht unbedingt probieren muss, um zu wissen, dass es doof endet (zum Beispiel Fallschirmspringen ohne Fallschirm *zwinker* )

Und ich finde es auch nicht wichtig, Beziehungen immer strikt voneinander zu trennen. Wenn es sich so ergibt - schön. Vor allem, wenn es einem damit auch gut geht. Aber wenn sie sich vermischen, so finde ich das auch nicht schlimm.

Ich denke, viele Menschen gehen da einfach viel zu verkopft ran.

Da finde ich den Ansatz der Beziehungsanarchie gut (ohne dass man gleich seine Beziehungen so gestalten muss):
Betrachte deine Liebesbeziehungen genau so, wie du auch Freundschaften betrachtest.

Sie sind Geschenke, gehe mit ihnen sorgsam um, um lange etwas davon zu haben. Und einen neuen Freund dazu zu gewinnen ist nie ein Verlust - warum also eifersüchtig sein oder etwas verheimlichen wollen? Und was soll da durcheinander geraten?

Neue gute Freunde stelle ich doch auch meinen anderen Freunden vor - in der Hoffnung oder mit dem Wunsch, dass sie vielleicht auch Freunde werden.

Warum also mit Liebesbeziehungen nicht genau so agieren?
******XXL Mann
3.802 Beiträge
****NUM:
Und meine Ehe läuft nicht in der "Sandbox".

Das dachte ich mir schon. Zugegeben: Ich lebe derzeit nur eine Reihe von Freundschaft Plus / anarchischen Beziehungen. Könnte sein, dass ich eine (erneute) offene Beziehung auch ins Host-System ziehen würde.

****NUM:
Aber bei mir ist es so, das alle Erfahrungen- auch emotional- Bestandteil des Lebens werden, und somit auch in die Beziehung hineintreten...

An der Stelle hinkt das Beispiel. Natürlich wirken sich die Sandboxen in mein Leben aus - und nicht nur durch Verbrauch von Ressourcen *zwinker*. Ganz im Gegenteil *wolke7*.

****NUM:
Ich hätte gern solche Sandboxen...... wie kann man sowas etablieren?

Gute Frage. Bei mir ist es auch entstanden. Ich glaube vor allem durch die Einsicht, dass alle meine Lieben unterschiedlich sind und deswegen gar nicht konkurrieren können. Dass ich diese Vielfalt brauche und genieße, damit ein angenehmerer Zeitgenosse werde und damit auch meinen Lieben gegenüber angenehmer bin.

Jede Liebe ist etwas eigentständiges und hat ihren eigenen Raum. Sie sind nicht gleich viel wert, weil sie gar keinen vergleichbaren Wert haben.

Wahrscheinlich musste ich aber für dieser Erkenntnis das alles erst mal zulassen damit ich es spüren konnte...

Bleibt dennoch das Problem mit der Überlastung des Host-Systems: Zu viele Sandboxen sind des Host-Systems Tod *panik*.


Liebe Grüße
Stefan
******XXL:
Bleibt dennoch das Problem mit der Überlastung des Host-Systems: Zu viele Sandboxen sind des Host-Systems Tod *panik*.

Das könnte ja schon bei 2 der Fall sein.

Hat vielleicht auch damit zu tun, das Aufmerksamkeit (Wahrgenommen werden) für mich ein kostbares Gut ist, weswegen ich auch leicht eifersüchtig werde, wenn dieses Gut in Gefahr gerät. Und so eine Hostüberlastung sehe ich eben auch beim "Treiben lassen". Es würde dazu führen, das das Wahrgenommen werden leidet- was es zu verhindern gilt. Also geht der Weg(in meinem Fall) nur über Kontrolle. Klare Strukturen und klare Handlungsmuster. Nicht ideal, aber ich könnte mir nix Anderes vorstellen.

Ist schon ne Sache mit dem "Treiben lassen". Weder hat man selbst die Kontrolle über sich, noch über den Anderen/ die Beziehung.
Merkt man immer wenn man treibt, das sich etwas ungünstig entwickelt- und steuert gegen?
Oder merkt man es erst wenn die Entwicklung bereits so weit fortgeschritten ist, das es dann kein zurück mehr gibt?

Ist eigentlich ne doofe Frage, aber ich habe noch nie die Kontrolle abgegeben, weswegen ich mich ohne Kontrolle wie im Blindflug fühlen würde, zumindestens stell ich mir das so vor.
******XXL Mann
3.802 Beiträge
Erst mal freue ich mich, dass ich dich immer besser verstehe BICINUM.

****NUM:
aber ich habe noch nie die Kontrolle abgegeben, weswegen ich mich ohne Kontrolle wie im Blindflug fühlen würde, zumindestens stell ich mir das so vor.

Ich glaube hier liegt der Hund im Pfeffer und der Hase begraben *ja*.

Die Antwort ist wie so oft: Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation. Und ich denke nicht, dass so ein "Verlorengehen" in wenigen Stunden geschieht - selbst wenn ein Date mal so richtig reingehauen hat *wolke7*. Insofern bleibt immer die Zeit über das Erlebte zu sprechen und über die Gefühle zu sprechen, die es auslöst - bei allen.


Liebe Grüße
Stefan
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