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Der Unterton verleitet wirklich dazu, das man zumindestens meint, polyamore haben den neuen gravierenden Entwicklungsschritt in der menschlichen Entwicklung vollzogen, und bedauern all jene die dieses Meilenstein menschlicher Evolution noch nicht vollzogen haben.
Jetzt komme ich mal ein wenig "neunmalklug" daher
:
Nicht einmal 20% der menschlichen Gesellschaften leben strikt monoamor, und in früheren Zeiten waren es noch weniger (monogam - also im sexuellen auf einen Partner dauerhaft fixiert - sind es noch weniger, da auch in den meisten monoamoren Beziehungen außerhalb dieser sexuell agiert wird, versteckt und heimlich oder auch mit Wissen und Einverständnis der Partner).
Die gleichzeitige Liebe zu mehreren Menschen ist also ganz gewiss kein "neuer gravierender Entwicklungsschritt in der menschlichen Entwicklung"
Es ist nur eine andere Art, die Liebe zu leben, als es viele in unserer "neuchristlichen Moralwelt" gelernt haben. "neuchristlich" deshalb, weil das vor ein paar Jahrhunderten auch noch anders war.
Aber egal - zurück zur eigentlichen Problematik.
Als wenn unser freier Wille von uns gewichen ist.
Genau, der freie Wille, das Leben selbstbestimmt zu gestalten, weicht dogmatischen Moralnormen und drastischen Sanktionen, wenn diese nicht eingehalten werden ...
Wie wäre es eigentlich, wenn der Partner/die Partnerin ankommt und sagt: "Du, ich habe mich in meine(n) Kolleg[e/i]n total verliebt. Durch die Arbeit haben wir uns näher kennengelernt, und irgendwie ist da jetzt eine emotionale Bindung zwischen uns - ähnlich wie bei uns beiden. Aber wir haben vereinbart: Kein Sex unter Kollegen, unsere Liebe bleibt rein platonisch." ?
Wäre so eine Liebe OK?
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Diese Erwartung kommt nicht aus einer Erwartungshaltung meinerseits. Ich erwarte, ...
klingt irgendwie widersprüchlich, oder?
... das sie das einhält, was SIE mir versprochen hat, und was SIE selbst aufgestellt hat. Es geht also nicht um Bevormundung sondern das sie verantwortlich damit umgeht was SIE versprochen hat.
Da bin ich bei dir.
Wer etwas verspricht, muss das auch halten - oder aber das Versprechen auflösen, wenn es nicht einhaltbar ist. Dann kann man etwas neues Vereinbaren und sich ggf. auch wieder neu versprechen.
Nur: In welcher Partnerschaft hat wirklich jeder Partner dem anderen eigenverantwortlich und aus freien Stücken heraus (also nicht, um einer eventuellen Erwartungshaltung des Anderen zu entsprechen) versprochen, nur für den anderen Partner und nie einen anderen daneben liebevolle Gefühle zu entwickeln - und das vielleicht auch noch ein Leben lang?
Und zum Zweiten: Wie realistisch wird so ein Versprechen wahrgenommen? Wenn jemand verspricht: "Ich hole dir die Sterne vom Himmel", wird das auch niemand ernsthaft so annehmen.
Was ich damit sagen will: Ist ein eventuell so ausgesprochenes Versprechen ("Ich werde auf immer und ewig nur dich lieben und niemanden sonst") wirklich wörtlich so gemeint?
Wenn aber eine solche Vereinbarung im Miteinander, im offenen Gespräch von beiden Seiten bewusst so getroffen wurde - OK, JA, dann muss man sich daran halten. Das sehe ich auch so.
Aber geht es in der ursprünglichen Fragestellung nicht darum, ob und warum man genau so etwas miteinander vereinbart: "Keine Gefühle zu Affairen, sonst Ende der Beziehung (also, einer von beiden)!" ?