Zweier-Dilemmata
Hallo,Unsere Beziehung hat (laut David Schnarch) die kritische Masse erreicht. Oder den toten Punkt, je nach Kapitel.
Folgender Hintergrund:
Sie:
Sie möchte eigentlich harten Sex. Also ein dominanter Mann der sie zu nehmen weiß, der ihr sozusagen wenn er will die Klamotten vom Leibe reißt und sie wild durchvögelt. Mit so einem Mann möchte sie natürlich nicht zusammenleben, weswegen sie dazu neigt Dominanz in der Beziehung durch Logik im Keim zu ersticken. heraus kommt ein Mann mit dem sie gerne zusammen ist und eine wunderbare Beziehung führt aber den sie dann natürlich sexuell kaum begehrt. Ihr Mann darf also nicht der Hengst sein, weil mit so einem will sie nicht zusammen sein. Sie spürt das die sexuelle Energie des Mannes im Schwinden ist, also werden Kompromisse gesucht, aber das Problem nicht angegangen.
Er:
Weiß eigentlich kaum noch was er ist. Irgendwas zwischen Hengst, der er nicht sein darf und Kuschelbär, der er nicht (immer) sein möchte. Er spürt das sowohl die eigene sexuelle Energie im Schwinden ist, als auch das er von der sexuellen Energie seiner Partnerin ausgeschlossen ist. Die bekäme er nur wenn er der wäre, der er nicht sein darf. Das er selbst keine eigne sexuelle Position hat, verschärft das Problem weiter. (Dominant kann nur der sein, der eine eigene Position hat).
Lösungsansätze:
Ich glaube beiden dämmert, das es für dieses Dilemma kaum eine Lösung gibt, bei der wir alles bekommen, was wir uns wünschen. Das Ergebnis ist eine Kompromiss-sexualität, die die Bedürfnisse beider Partner umspannen- aber letztenendes dann weder Fisch noch Fleisch ist.
Außerdem lenken solche Kompromisse gut davon ab, das wir uns den Konflikten (auch mit uns selbst) stellen. Also das Sie sich entscheidet mit welcher Art Mensch sie zusammenleben will und dieser Art Mensch auch das Zusammensein ermöglicht. Aber auch Er muss nich entscheiden, was denn nun seine (sexuelle) Position ist.
Beziehungsadismus:
Unser Sadismus (und da sind wir laut David Schnarch in reichhaltiger Gesellschaft) ist, das wir nichts bekommen weil wir uns nicht entscheiden können (weil eine Wahl heißt auch die Anderen nichtgewählten Möglichkeiten verloren gehen zu lassen). Dann irgendwann haben wir aber keine Wahl mehr, und müssen uns mit dem zufrieden geben was übrig geblieben ist (wie: man "wählt" die grünen Bonbons nachdem die roten Bonbons weg sind). In beiden Fällen geht unser Wollen leer aus. Wir wollen vielleicht auch nicht das sich der Partner entscheidet, denn unsere Bandbreite an Möglichkeiten sind nur dann so breit, wenn auch er sich noch nicht entschieden hat. Ergebnis ist eine Beziehungsdynamik, die für beide Seiten negativ ist.
Öffnen der Beziehung:
Auf den ersten Blick total reizvoll. Sie kann ihre Wunschsexualität ausleben, Er seine sexuelle Identität praktisch erkunden.
ABER:
Das Ergebnis wäre, das ER nie wieder Ihre volle sexuelle Energie spürt, weil diese ja nicht in der Beziehung sondern außerhalb ausgelebt würde. Eine Öffnung würde die Polarisation Kuschelsex(Beziehung)-Befriedigungssex ("Affären") sogar noch verstärken. Der Konflikt wäre demnach größer, zudem würde dass Bedürfnis verschwinden das Problem Innerhalb der Beziehung zu lösen. Er kann sich nicht vorstellen sich innerhalb der Beziehung mit dem "Trostpreis-weibliche Geilheit" anzufreunden während die Hauptpreise ständig von anderen Männern abgeräumt werden.
Auch wenn Er bei einer Öffnung der Beziehung (wenn er denn erfolgreich andere Frauen für sich gewinnen sollte) Erfahrungen macht. Und vielleicht auch sexuell aufblühen sollte, auch dann bleibt das Problem innerhalb der Beziehung bestehen. Auch glaubt er nicht, das er die Lösung für seinen Konflikt irgendwo da draußen findet. Sondern ganz allein bei ihm.
Und dann noch diese Logik:
Sex außerhalb der Beziehung- unwichtig, ist doch nur Sex.
Sex innerhalb der Beziehnung- unglaublich wichtig, wenn er fehlte wäre die Beziehung in Gefahr.
Was nix anderes heißt wie:
Dort wo Sex am unwichtigsten ist leben wir den Sex aus den wir haben wollen. Da wo Sex am wichtigsten ist haben wir nicht den Sex den wir haben wollen. Wir bekommen das was wir für wichtig erhalten dann wenn es laut unserer Definition am unwichtigsten ist? Das macht bei mir: ERROR, falsche Eingabe.
Schnarch sagt, das das geile Tier Nacht für Nacht neben ihnen liegt. Er hat uneingeschränkt recht. Nur den Tiger in dem Partner zu wecken vermögen wir beide nicht, weil uns Rollenkonflikte daran hindern. (Madonna-Hure-Konflikt)
Wie dröselt ihr das auf? Wie geht ihr mit Zweier-Dilemmata um? Ist Sex ab der Öffnung dann wirklich doch nicht so wichtig, denn nur dann kann man gut damit leben, das außerhalb der Beziehung das wahre sexuelle Potential ausgelebt wird (welches man in der Beziehung nie erleben wird)?
LG Bicinum